Die Geschichte des Kanji in Japan
Von einem historischen Standpunkt aus wurde Japan sehr von der chinesischen Kultur beeinflusst. Dieser Einfluss ist eindeutig in der japanischen Sprache erkennbar, vor allem bei der Übernahme der chinesischen Schriftzeichen (die in Japanisch als Kanji bezeichnet werden). Um das 5. Jahrhundert n. Chr. fingen die Japaner an, die chinesischen Schriftzeichen für die Transkription von japanischen Wörtern und Lauten anzuwenden.
Außerdem sind viele japanische Wörter direkte Lehnwörter aus dem Chinesischen oder Wörter, die auf dem Chinesischen basieren. Unter diesen Lehnwörtern befinden sich die Namen alltäglicher Objekte, Kulturbegriffe und wissenschaftliche Konzepte sowie religiöse und philosophische Begriffe. Viele Kanji-Schriftzeichen haben zwei Lesarten: eine, die auf der ursprünglichen chinesischen Aussprache basiert (On'yomi), und eine andere, die auf der einheimischen japanischen Aussprache basiert (Kun'yomi).
Warum verwendet man Kanji in der japanischen Sprache?
- Bedeutung und Aussprache: Im Gegensatz zu Hiragana und Katakana, die Laute darstellen, stellen Kanji-Schriftzeichen sowohl Laute als auch Bedeutungen dar. Daher kann die Anwendung von Kanji einen Text präzisieren und die Bedeutung eines gewissen Wortes klären, wenn dieses mehrere Interpretationen hat.
- Disambiguierung: Einige japanische Wörter teilen die gleiche Aussprache, aber sie bedeuten unterschiedliche Sachen. Die Anwendung eines Kanji kann dabei helfen, die beabsichtigte Bedeutung klarzustellen.
- Tradition und Ästhetik: Kanji-Schriftzeichen sind in der japanischen Tradition und Kultur integriert. Viele Menschen in Japan schätzen den ästhetischen Reiz der Kanji-Schriftzeichen.
Die Kanji und deren Herausforderung
Kanji haben viele Vorteile, aber stellen auch viele Herausforderungen:
- Anzahl der Schriftzeichen: Um Kanji zu lernen, muss man viele Schriftzeichen auswendig lernen. Die Studenten, die die japanische Sprache lernen wollen, müssen um die 2.136 Jōyō-Kanji-Schriftzeichen verstehen, also die, die am häufigsten im Alltag angewendet werden, plus viele andere Schriftzeichen, die in Eigennamen, Ortsnamen und in der klassischen Literatur angewendet werden.
- Mehrere Lesarten: Es gibt manche Kanji-Schriftzeichen, die verschieden gelesen werden können, entweder On'yomi (auf der ursprünglichen chinesischen Aussprache des Schriftzeichens basierend) oder Kun'yomi (vom japanischen Wort, das zu der Bedeutung des Schriftzeichens gehört, abgeleitet). Hier ein Beispiel: Das Schriftzeichen für „Wasser“ ist 水, welches wie [sui] (On'yomi) oder wie [mizu] (Kun'yomi) gelesen werden kann.
- Schreiben und Striche: Alle Kanji-Schriftzeichen müssen mit einer konkreten Anzahl von Strichen und in einer bestimmten Reihenfolge geschrieben werden. Diese Anforderung kann sich als schwierig erweisen, besonders bei den komplizierteren Schriftzeichen.
- Ähnliche Form: Sehr viele Kanji-Schriftzeichen sind ihrer Form nach sehr ähnlich, aber sie unterscheiden sich in ihrer Bedeutung und ihrer Aussprache. Diese Ähnlichkeit kann allerdings Verwirrung bei Anfängern hervorrufen.
Trotz dieser Herausforderungen ist das Meistern von Kanji vital, um fließend Japanisch zu sprechen. Eine Kanji-Fachkompetenz ermöglicht das Lesen und Schreiben auf Japanisch und bietet ein tieferes Verständnis der japanischen Kultur und der japanischen Geschichte. Mit etwas Engagement, Übung und Geduld kann das Kanji-Lernen eine sehr lohnende und wertvolle Erfahrung sein.
Der chinesische Einfluss auf die koreanische Sprache
Auch Korea wurde im Verlauf der Geschichte stark vom Chinesischen beeinflusst. Koreanisch hat die chinesischen Schriftzeichen, die in Korea als Hanja bekannt sind, zum Schreiben genommen. Obwohl das moderne Koreanisch hauptsächlich das Hangul-Alphabet benutzt, wird Hanja immer noch in einem konkreten Zusammenhang verwendet: mit Eigennamen, in historischen Texten und in der Zeitung.
Genau wie bei Japanisch, stammt fast der ganze koreanische Wortschatz aus dem Chinesischen. Ca. 60 % der modernen koreanischen Wörter haben ihre Wurzeln in der alten chinesischen Sprache, das schließt auch viele akademische Begriffe und Fachausdrücke mit ein.
Der Einfluss des Chinesischen auf die Entwicklung der japanischen und koreanischen Sprachen ist stark und sehr verbreitet. Die Auf- und Annahme der chinesischen Schriftzeichen und des chinesischen Wortschatzes haben diese Sprachen grundlegend geformt und, diesen Einfluss zu erforschen, bietet ein faszinierendes Fenster in den kulturellen und linguistischen Austausch innerhalb Ostasiens.